Vom FIFA-Rat im Mai bewilligtes afghanisches Frauenflüchtlingsteam mit ersten Freundschaftsspielen im weiteren Verlauf des Jahres
Drei Trainingslager zur Sichtung möglicher Spielerinnen unter der Leitung von Trainerin Pauline Hamill vor Bekanntgabe des Kaders
Unterstützung und Fördermassnahmenfür beteiligte Spielerinnen im Rahmen der dreistufigen FIFA-Aktionsstrategie für den afghanischen Frauenfussball
In einem Monat, in dem die weltbesten Spielerinnen in, Afrika, Europa, Ozeanien und Südamerika um kontinentale Titel kämpften, stand für eine andere Gruppe von Fussballerinnen ein weit weniger beachteter, aber nicht minder wichtiger Termin auf dem Programm. Abseits des globalen Rampenlichts machte das afghanische Frauenflüchtlingsteam auf einer Sportanlage in einem Vorort im Westen von Sydney (Australien) die ersten Schritte einer sinnträchtigen Reise, bei der es um technische Vorbereitung, Stolz und ein gemeinsames Ziel geht.
Im Mai 2025 verabschiedete der FIFA-Rat die Bildung eines Flüchtlingsteams im Rahmen der dreistufigen FIFA-Aktionsstrategie für den afghanischen Frauenfussball. Wenige Monate später wurde die erfahrene schottische Trainerin Pauline Hamill an die Spitze eines engagierten Betreuerteams berufen. Zudem wurde ein solider Plan erarbeitet. Vom 23. bis zum 29. Juli 2025 nahmen topmotivierte und leistungsbereite afghanische Flüchtlinge in Sydney am ersten von drei weltweiten Trainingslagern teil. Diese dienen Hamill als Grundlage für die Auswahl der Spielerinnen für dieses historische Team.
Im Rahmen der dreistufigen-Aktionsstrategie soll ein Kader mit 23 Spielerinnen zusammengestellt werden, die im Laufe des Jahres offizielle Freundschaftsspiele austragen und den afghanischen Frauenfussball damit zurück auf die internationale Bühne bringen. Langfristig soll der Fussball sein einzigartiges Versprechen wahrmachen und allen Chancen, Zugehörigkeit, Hoffnung und natürlich sportlichen Wettkampf bieten.
„Dank dem Fussball bin ich hier und in Sicherheit. Ich habe enormes Glück. Meine Stimme ist laut. Wie allen anderen Mädchen hilft mir der Fussball“, sagte Nilab, eine der Spielerinnen beim Trainingslager im Juli. „Der Fussball hilft mir sehr. Ich fühle mich unglaublich frei. Der Fussball bietet Chancen und Unterstützung.“
„Es geht nicht nur um mich“, fügte sie hinzu. „Es geht um ganz Afghanistan, insbesondere Mädchen und Frauen. Dieses Projekt hilft mir und zeigt uns, wie wir anderen helfen und Afghanistan repräsentieren können.“
Die FIFA bietet afghanischen Spielerinnen individuelle Unterstützung, Fussballausrüstung, einfacheren Zugang zu lokalen Klubs und Beratung, Medien- und Social-Media-Schulungen (einschliesslich Zugang zum FIFA-Dienst zum Schutz vor Anfeindungen in den sozialen Medien) sowie potenzielle Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten im Fussball (einschliesslich Trainer- und Schiedsrichterwesen).
„Ein Jahr nach dem in Paris abgegebenen Versprechen bin ich von den ersten Bildern des Trainingslagers des afghanischen Frauenflüchtlingsteams tief beeindruckt und freue mich sehr über dessen Erfolg“, erklärte FIFA-Präsident Gianni Infantino. „Ich bin überzeugt, dass wir einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben, indem wir diesen Frauen die Möglichkeit bieten, international zu spielen, während ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden garantiert sind. Diese Initiative ist Teil einer übergeordneten FIFA-Strategie, mit der wir afghanische Frauen im Exil unterstützen, ihnen dabei helfen, weiterhin am Fussball teilzuhaben, und uns fortwährend mit den massgebenden Akteuren austauschen, um auch all jene in Afghanistan zu unterstützen. Wir sind stolz, dieses Pilotprojekt ins Leben gerufen zu haben, und planen, es künftig auf Frauen aus anderen Ländern auszuweiten.“
Mit dem afghanischen Frauenflüchtlingsteam will die FIFA die Bande zwischen den Flüchtlingen und ihrer alten und neuen Heimat sowie dem Sport stärken. Bei den ersten Trainingslagern geht es darum, Spielerinnen zu sichten und den Kader für die geplanten Freundschaftsspiele zu bestimmen. Es geht aber nicht nur um Probetrainings, denn die Frauen kommen – egal, ob sie die den Sprung in den Kader schaffen – nicht nur in den Genuss eines optimalen Umfelds für Fussballerinnen, sondern erhalten auch Zugang zu verschiedenen Unterstützungsangeboten der FIFA.
„Es ist grossartig, all die Spielerinnen hier zu haben. Wir haben so die Chance, wirklich mit ihnen zu arbeiten und ihre Leistungen zu begutachten. Sie sind zudem wieder in einem Umfeld vereint, das sie sich immer gewünscht haben“, betonte Hamill, die für Schottland 141 Länderspiele bestritten hat, ehe sie in ihrer Heimat und Saudiarabien als Jugendnationaltrainerin tätig war. „Das ist ein unglaubliches Projekt. Es bietet den Spielerinnen die Möglichkeit, Wettkampfsport zu betreiben und miteinander Fussball zu spielen. Dieses Erlebnis ist für sie bestimmt einmalig. Erlebnisse mit dem Team sind immer etwas ganz Besonderes.“
Während des siebentägigen Trainingslagers in Sydney wurde Hamill von 14 weiteren Betreuern unterstützt. Im afghanischen Frauenflüchtlingsteam können die Spielerinnen ihr Land vertreten und bleiben mit Afghanistan verbunden, während sie gleichzeitig stärkere und sinnvollere Wurzeln in ihrer derzeitigen Heimat schlagen.
Der langjährige Frauenfussballtrainer Tom Sermanni, der u. a. die A-Frauennationalteams Australiens, Neuseelands und der USA gecoacht hat, hat während Jahren mit einigen der grössten internationalen Fussballstars gearbeitet. Nach dem Besuch im Trainingslager in Sydney war er tief beeindruckt, was der Fussball abseits des glamourösen Profisports alles bewirken kann.
„Der Fussball verbindet die Menschen“, sagte Sermanni. „Er überwindet Grenzen und spricht alle Menschen an, egal ob reich oder arm und über alle sozialen Schichten hinweg. Der Fussball verwischt alle Grenzen und ist damit Gold wert.“
Das Trainingslager in Sydney hat dies eindrucksvoll gezeigt. Natürlich sind es oft die grossen Spiele und Namen, die die Welt in ihren Bann ziehen. Der eigentliche Zauber des Fussballs liegt aber darin, dass er allen eine Bühne bietet, mit- und gegeneinander zu spielen. Das Trainingslager in Australien hat gezeigt, was den Fussball wirklich ausmacht.